Familien(leben) unter Druck

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"Wie können wir atmende Lebensläufe ermöglichen und im Alltag mehr Freiräume für Familienleben und menschliche Beziehungen schaffen?" – unter dieser Leitfrage stand die Tagung "Familien(leben) unter Druck", die das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und das Bistum Osnabrück in Kooperation mit dem Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen am 15. und 16. März 2017 durchgeführt haben.

Konkrete politische Anknüpfungspunkte sahen ZdK-Präsident Prof. Dr. Thomas Sternberg und die familienpolitische Sprecherin des ZdK, Birgit Mock. Staat und Politik müssten "ein ureigenes Interesse an gelingenden Familien und Partnerschaften" haben, so Sternberg. Daher sollte es eine stärkere Unterstützung der Ehe-, Familien- und Lebensberatung durch die öffentliche Hand geben. "Ehe, Partnerschaft und Elternschaft sind für den Staat keine reinen Privatangelegenheiten, sondern zentrale Voraussetzungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Darum ist es ein Gebot der politischen Klugheit, präventive Beratungsangebote zu fördern, Familien in Krisen beizustehen und aus Krisen herauszuhelfen", betonte der ZdK-Präsident. "Die kirchlichen Beratungsstellen erfüllen hier eine wichtige Aufgabe, bei der sie der Staat nicht allein lassen darf."

Birgit Mock richtete den Blick auf das Vorhaben der Bundesregierung, einen Anspruch auf befristete Teilzeitarbeit gesetzlich zu verankern. "Ein solcher Anspruch kann Müttern und Vätern die Entscheidung erleichtern, sich während eines von ihnen zu bestimmenden Zeitraums mehr Zeit für die Familie zu nehmen", so Mock. So werde Familienpolitik zur Lebensverlaufspolitik. Dann müssten insbesondere Frauen nicht mehr befürchten, dauerhaft auf eine Teilzeitstelle festgelegt zu sein. "Es wäre familienpolitisch von hoher Bedeutung, wenn die Umsetzung dieses bereits im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhabens noch in der laufenden Wahlperiode gelingt. Höchste Zeit zu handeln!" mahnte Birgit Mock.

Dass auch das bischöfliche Hirtenamt mit Sorgeverantwortung verbunden sei, hob der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode hervor. So wie in Familien häufig die Zeit für die Pflege von Beziehungen knapp sei, fehle ihm mitunter die Zeit für die Zuwendung zu den ihm anvertrauten Seelsorgern seiner Diözese. "Denn auch hier geht nichts über den direkten menschlichen Kontakt." Eine große Hilfe sei ihm dabei das "Jahr des Aufatmens" gewesen, in dem im Bistum Osnabrück und auch bei ihm persönlich die Sensibilität und das Bewusstsein für die wirklich wichtigen Dinge gewachsen seien. So müsse die Kirche alles tun, um das Familienbewusstsein in unserer Gesellschaft tiefer einzupflanzen und zu inkulturieren.

Dr. Daniela Engelhard, Seelsorgeamtsleiterin im Bistum Osnabrück, ging auf die Umsetzung des päpstlichen Schreibens 'Amoris laetitia' und der dazu von den deutschen Bischöfen vorgelegten Kommentierung ein. Sie kündigte an, dass das Bistum Osnabrück mit einem personalen Angebot dafür sorgen wolle, dass der vom Papst vorgezeichnete Weg "begleiten, unterscheiden, integrieren" in der Seelsorge vor Ort auch gut gegangen werden könne. Dabei gehe es auch, aber nicht nur um die Begleitung von geschiedenen und zivil wiederverheirateten Gläubigen, die sich nach dem Empfang der Sakramente sehnen. "Unsere Botschaft an alle Familien muss sein: Wir sind für euch da", so Daniela Engelhard.