Menschen erleben eine Kluft zur kirchlichen Sexuallehre

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Der Vorstand des Familienbundes Osnabrück begrüßt die Veröffentlichung der Arbeitsgruppe Systemische Grundfragen im Bistum Osnabrück zum Umgang mit dem Thema Sexualität und Partnerschaft in der Katholischen Kirche. Er teilt die Hoffnung der Arbeitsgruppe auf eine konstruktive Diskussion und Sensibilisierung für das Thema Sexualität im Bistum Osnabrück.

„Viele gläubige Menschen und Paare erleben eine Kluft zwischen kirchlicher Sexuallehre und dem, wie sie in ihrem Leben Sexualität als ein Geschenk Gottes, als befreiend und beglückend erfahren.“ So wird in die Veröffentlichung der Arbeitsgruppe eingeführt. Das betreffe die offizielle Lehre vor allem hinsichtlich des vorehelichen Zusammenlebens, der wiederverheirateten Geschiedenen, der Empfängnisregelung und der Homosexualität.

„Die zehn in dem Papier ausgeführten Anliegen müssen eine anerkannte Basis für die Ausrichtung der Katholischen Kirche darstellen“, macht Thomas Steinkamp, Vorsitzender des Familienbundes deutlich. So würde man auch den humanwissenschaftlichen Erkenntnissen und aktuellen pastoralen Einsichten gerecht.

„Sexualität ist eine von Gott geschenkte, positive Lebenskraft“, heißt es in den Anliegen. Man müsse Menschen ermutigen, sie verantwortungsvoll zu gestalten. Auch dürfe Sexualität nicht auf den Zweck der Zeugung menschlichen Lebens reduziert werden. Die Verbindung von zwei Menschen habe auch eine wichtige soziale Dimension und auch das beinhalte den Aspekt der Fruchtbarkeit.

Zudem sei die Vielfalt sexueller Identitäten anzuerkennen und es verbiete sich jede Form von Diskriminierung, Geringschätzung oder Nichtachtung. Jedoch seien sexuelle Akte Erwachsener an, mit und vor Kindern immer gewaltsam. Sie sind grundsätzlich Ausdruck von Machtmissbrauch und daher ausnahmslos zu verurteilen. 

„Homosexuelle Orientierung ist eine mit der Schöpfung gegebene Variante menschlicher Sexualität“, wird in den Anliegen herausgestellt. Auch hier würden die Achtung der Selbstbestimmung, verantwortlich gelebte Sexualität sowie Treue, Dauerhaftigkeit, Ausschließlichkeit und Verantwortung füreinander deutlich. All das seien aber gerade die „Grundsätze und Kriterien einer christlich gelebten Sexualität“.

Mit der Veröffentlichung der Anliegen soll ermutigt werden, „die eigene Lust wertzuschätzen und achtsam mit ihr umzugehen“. Sexuelle Lust sei eine weitere wichtige Dimension menschlicher Sexualität. Dazu gehöre auch das lustvolle Erleben des eigenen Körpers.

Für verbindlich gelebte Partnerschaften soll, falls gewünscht, eine kirchliche Segensfeier angeboten werden. Ungeachtet des besonderen Wertes der Ehe solle die Begleitung von Menschen nach einer gescheiterten Beziehung gesichert sein. Gott gehe alle Wege mit, heißt es in den Anliegen.

„Mit dem päpstlichen Schreiben Fiducia Supplicans vom 18.12.2023 kommt auch aus dem Vatikan erstmals ein positives Signal für einen Segen für Liebende“, so Thomas Steinkamp. Die dadurch entstandene hitzige Debatte zeige aber auch, dass eine Weiterentwicklung noch ganz am Anfang stehe und es auch ortskirchliche Lösungen brauche, macht der Vorsitzende des Familienbundes deutlich.

„In der Gestaltung ihres Sexuallebens müssen Paare Wege finden, mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wünschen der Partner umzugehen“, sagt Thomas Steinkamp. Sprachfähigkeit in diesem Thema und eine Vergewisserung von Werten seien hilfreich, um in Achtsamkeit und mit Freude die Sexualität zu gestalten. Daher sei der Familienbund froh, dass mit den Thesen der AG Systemische Grundsatzfragen Orientierungshilfen zur Verfügung stehen, die dies ermöglichen und unterstützen, so der Vorsitzende des Familienbundes.

Unter der Überschrift „Leben in gelingenden Beziehungen, Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ wurde von der Synodalversammlung im Herbst 2022 mit einer großen Mehrheit bereits ein Text verabschiedet, der die jetzt im Bistum Osnabrück veröffentlichten Anliegen beinhaltete. Die von der Satzung des Synodalen Wegs vorgeschriebene Zweidrittelmehrheit der Bischöfe wurde allerdings knapp verfehlt. Damit galt der Grundtext nicht formal verabschiedeter Text des Synodalen Weges. 

Die Thesen im Wortlaut zum Download gibt es hier >>>